Die Mischverfassung des Polybios
1. Lebenslauf des Polybios (~ 200 v. Chr. - 120 v.
Chr.)
- hellenistischer Schriftsteller und Geschichtstheoretiker aus Megalopolis
(Griechenland)
- aus vornehmer Familie stammend
- nach der Eroberung Makedoniens durch die Römer 168 v. Chr. als Geisel
nach Rom gebracht
- Aufnahme im Haus des römischen Feldherrn Lucius Aemilius Paulus; Freundschaft
mit Scipio Africanus -> Anstoß für ein Werk über Rom
- 151 v. Chr. Ermöglichung der Rückkehr nach Griechenland durch
den Senat
- anschließend militärischer Berater des Scipio im 3. Punischen
Krieg. (Eroberung und Zerstörung Karthagos)
- mögliche (?) Begegnung mit dem Philosophen Panaitios (180-110 v. Chr.;
Scipionenkreis)
2. Werk
- Hauptwerk: Historiai (Geschichte), 40 Bücher umfassende Universalgeschichte
Roms vom Beginn des 1. Punischen Krieges bis zur Zerstörung Karthagos
und Korinths (Zeitraum: 264 - 146 v. Chr.)
- Nicht nur Ereignisschilderung, sondern auch Hintergrundbeleuchtung und daraus
resultierende Lehren für die Zukunft; (Vorgänge wiederholen sich
in bestimmter Weise, man kann also aus der Vergangenheit Regeln für die
Zukunft ablesen.)
- Bestätigung dafür im berühmten sechsten Buch über die
Staatsformen: Größe Roms in der Verfassung begründet; Betrachtung
dieser zusammen mit einer allgemeiner Untersuchung der Staatsformen
2.1 Verfassungstheorie (Ratio Band 36, Seite 71ff)
- Theorie vom Kreislauf der Verfassungen, bereits von Platon bearbeitet und
später auch von Cicero in "De re publica"
- Kreislauf: Natur
Alleinherrschaft (planvoller Aufbau und Verbesserung)
Königtum
[= freiwillige Übereinkunft der Regierten durch Einsicht und NICHT durch
Gewalt oder Furcht]
--(entartet)
Tyrannis (Sturz)
Aristokratie [= (Adlige) /Eine ausgewählte kleine Gruppe der gerechtesten
und klügsten sorgt für das Wohl des Volkes] --(entartet)
Oligarchie
--(Ungerechtigkeiten)
Demokratie [= Götterverehrung, Respekt und Achtung der Älteren,
Gesetzestreue sowie Mehrheitsbeschluss]--(gesetzwidriges Handeln)
Ochlokratie
- Es gibt also 6 Verfassungsformen: Monarchie, Aristokratie, Demokratie und
die damit eng verbundenen Tyrannis, Oligarchie und Ochlokratie
- Römische Verfassung ist gemischt aus den grundlegenden Formen Monarchie
(Konsulat), Aristokratie (Senat) und Demokratie (Volksversammlung) und deshalb
dem Kreislauf enthoben, so dass man aus ihr gar keine Prognose für die
zukünftige Entwicklung gewinnen kann. Polybios stellt diese Verfassung
aber als Optimum dar.
Dieser kleine Ausflug in die griechische Literatur,
der für Ciceros "De re publica" allerdings recht wichtig ist,
stammt von Sabine Maier, am 8. Mai 2004