DIE AENEIS
Wer
kennt sie nicht, die Aeneis? Im Laufe einer kompletten Lateinschullaufbahn läuft
man Vergils Versen mehr als nur einmal über den Weg. Meistens (oder besser
gesagt: IMMER) bekommt man nur Auszüge zu lesen. Meistens immer nur den Anfang
und dann vielleicht die Prophezeiung von Jupiter. Deswegen ist verständlich,
wenn viele von der Story überhaupt keine Ahnung haben. Aber keine Angst,
ich hatte die große vierwöchige Ehre, das erste Buch von vorne bis
hinten durchzuackern und präsentiere jetzt meine persönliche Inhaltsangabe.
Und siehe da, plötzlich macht das ganze lateinische Zeugs richtig Sinn...
Messy proudly presents:
Aeneid, Book 1:
Also...
Es war einmal eine Stadt, die hieß Karthago. Diese Stadt liegt einer Göttin
besonders am Herzen, nämlich Juno. Sie hegt nämlich den innigen Wunsch,
dass eines Tages von dieser Stadt die Weltherrschaft ausgeht. Nur gibt´s
bei der Sache ein Problem: die Parzen (das sind die Schicksalsgöttinen) prophezeien,
dass die karthagischen Burgen von einem Geschlecht aus trojanischem Blut zerstört
werden. Um die Trojaner also davon abzuhalten, wirft Juno ihnen einiges an Stolpersteinen
in den Weg. Sie wendet sich an Aeolus, den Gott der Winde und verspricht ihm eine
ihrer wunderschönen Nymphen zur Frau, wenn er die Trojaner, die im Moment
auf dem Meer segeln, mit Sturm und Unwetter zu ertränken. Aeolus lässt
seine Winde frei, die sogleich loswehen und einen gewaltigen Seesturm anfachen.
Die Flotte der Trojaner (mit Aeneas als Anführer) wird zersprengt, einige
landen im Seichtwasser, andere werden auf Bergspitzen getrieben, und viele sterben
in den Fluten. Als der Sturm richtig zu toben beginnt, taucht Neptun (der Gott
der Meere) auf. Da Aeolus mit seinen Winden Neptuns Territorium verletzt, schickt
er die Stürme wütend nach Hause und sorgt auf dem Meer für Ruhe.
Das Unwetter legt sich endlich und die Aeneaden können sich an die Küste
Libyens retten. Alles, was das Unwetter von ihnen übrig ließ, waren
7 Schiffe und vom Meer verdorbenes Getreide. Während seine Mannschaft am
Strand bleibt, geht Aeneas auf Erkundungssuche, erlegt 7 Hirsche und teilt sie
mit seinen Kameraden. Nach diesem Fressgelage kommt es zu einem typischen Klagen
über die in den Fluten verlorenen Kollegen.
Das alles sieht Venus traurig
mit an und wendet sich an Jupiter. Sie, die ja die Mutter von Aeneas ist, beklagt
sich, dass der oberste der Götter anscheinend sein Versprechen bricht, Aeneas
und sein Volk zu den Herrschern der Welt zu machen. Anstatt großem Erfolg
werden sie in einen Sturm getrieben, verlieren einen Großteil der Mannschaft
und retten sich mit wenig Hab und Gut nach Libyen. Jupiter vertröstet Venus
auf die Zukunft. Die Weltherrschaft liegt in naher Zukunft, das entsteht erst
alles. Aeneas und sein Volk werden den Grundstein legen für ein Volk, dass
bald die ganze Welt beherrschen wird (das werden - oh Wunder - natürlich
die Römer sein...), sogar Juno wird dann nicht mehr böse sein. Und eines
Tages wird aus dem Herrschervolk Augustus hervorgehen, der dann für ewigen
Frieden sorgen wird.
Damit die Einwohner Libyens dem Aeneas und seiner Mannschaft
gewogen sind, schickt Jupiter den Sohn der Maia an Libyens Küsten. Aeneas
erkundet in der Zwischenzeit zusammen mit Achates die Umgebung. Ihnen erscheint
bei ihrer Erkundungstour die Venus in Gestalt einer Jägerin. Die beiden Trojaner
wittern in ihr eine Göttin und bitten von ihr Auskunft über die Insel,
an der sie gestrandet sind. Die Göttin antwortet ihnen: Dies sei Tyrien,
Libyen sei angrenzend. In diesem Zusammenhang wird auch zum ersten Mal das tragische
Schicksal von Dido, der Herrscherin von Libyen, genannt. Sie war glücklich
mit einem reichen Ehemann verheiratet, nur hat der geldgierige Bruder Pygmalion
den Ehemann kurzerhand umgebracht und es Dido verheimlicht. Der tote Mann erschien
Dido darauf immer wieder in ihren Träumen und erzählt ihr von seinem
Mord. Gleichzeitig rät er ihr zur Flucht, um dem Bruder zu entkommen. Dido
folgte dem Ruf, scharte Sympathisanten um sich herumm, kaperte eins von Pygmalions
mit Geld beladenen Schiffen und flohen. Jetzt sind sie hier angekommen und errichten
das neue Karthago.
Um Aeneas auch noch den Schmerz über den Verlust
seiner Mannschaft zu nehmen, sagt Venus ihm voraus, dass er alle seine Kameraden
wieder sehen wird, sie leben alle noch. Als sie dann im Wald verschwindet, erkennt
Aeneas - leider viel zu spät -, dass er gerade mit seiner eigenen Mutter
gesprochen hat. Venus umgibt die beiden mit einer Wolke, durch die sie unsichtbar
werden und begeben sich in das neue Karthago, an dem ja gerade fleißig gebaut
wird. Mitten in der Stadt gibt es einen der Juno geweihten Tempel, in dem jede
Menge Bilder über den Fall Trojas hängen. Die sehen sich Aeneas und
Achates, immer noch unsichtbar, weinend (immerhin haben sie den Fall Trojas miterlebt)
an. In der Zwischenzeit rückt die aus Erzählungen schon bekannte Dido
zum Tempel heran. Umgeben von einer großen Schar von Menschen, unter denen
- Aeneas glaubt es kaum - sich auch viele seiner für tot geglaubten Kameraden
befinden. Einer von ihnen, Ilioneus, beschwert sich bei der Königin, dass
sie, nachdem sie hier gestrandet sind (Libyen ist groß und die verloren
geglaubte Mannschaft von Aeneas wurde an eine ganz andere Küste von Libyen
getrieben), von Wachen am Strand angegriffen wurden. Dido antwortet, dass solche
Maßnahmen nötig seien, weil ihr Reich ja noch im Entstehen sei. Sie
nimmt die Trojaner gerne in ihrem Reich auf und verspricht auch, nach Aeneas,
den Ilioneus für vermisst hält, zu suchen. In dem Moment löst sich
die Wolke auf und gibt Aeneas und Achates frei. Das Staunen ist groß. Die
Freude noch größer. Jeder hielt den anderen für tot oder verschollen
und jetzt sind sie wieder vereint. Aeneas bedankt sich noch einmal herzlich bei
Dido und es wird eine große Feier veranlasst. Aeneas schickt Achates zum
Strand, um Ascanius, seinen Sohn, und viele Dankesgeschenke für Dido aus
dem Schiff zu holen. Achates geht los.
Venus allerdings fürchtet, dass
Dido sich irgendwann genauso wandelt wie ihr Bruder Pygmalion und denkt sich eine
List aus. Amor soll die Gestalt von Ascanius annehmen und die Königin "in
heißer Liebe fesseln", damit sie den Trojanern gewogen bleibt. Den
echten Ascanius will Venus an einen sicheren Ort verschleppen, wenn er schläft.
Amor gehorcht und kommt in der Gestalt des Ascanius mit vielen Geschenken zurück.
Dido ist ganz hingerissen und entflammt vor Liebe, so wie es Venus wollte. Das
Fest wird immer feucht fröhlicher. Und dann ruft Dido die Trojaner dazu auf,
von ihren Erlebnissen zu berichten. Das muss man ihnen nicht zweimal sagen. Und
damit endet das erste Buch...
Messy am 7. 12.
2000
... wie's weiter geht, erzähl ich euch, wenn ich das zweite Buch durch
hab.