CICEROS "DE RE PUBLICA"

Über den gerechten Krieg (3, 33-36 in Auszügen)

Das wahre Gesetz ist die richtige Vernunft, die im Einklang mit der Vernunft steht, ausgegossen in alle, beständig, ewig, und so beschaffen dass sie durch Befehlen zur Pflicht und von Betrug durch Verbieten abschreckt. Dieses Gesetz aufzuheben ist ein Frevel, ihm etwas abzudingen nicht erlaubt, und wir können weder durch den Senat oder durch Volksbeschluss von diesem Gesetz entbunden werden, noch muss man Sextus Aelius als Erklärer und Deuter aufsuchen, noch wird in Rom das eine Gesetz herrschen und in Athen ein anderes, das eine jetzt, das andere später; Stattdessen wird dieses eine ewige und unveränderliche Gesetz alle Völker und zu jeder Zeit beherrschen; und es wird immer einen einzigen gemeinsamen gleichsam Lehrer und Herrscher aller geben: nämlich Gott, den Erfinder dieses Gesetzes, Schiedsrichter, Antragsteller. Wer diesem nicht gehorchen wird, wird vor sich selbst fliehen und das Wesen des Menschen verleugnet gerade dadurch die größte Strafe büßen, auch wenn er den übrigen Strafen entgehen wird, die man normalerweise dafür annimmt.

Es ist klar, dass kein Krig vom besten Staat begonnen wird außer wegen der Treue (gegenüber den Verbündeten) oder für das Wohlergehen (der Mitbürger). Ungerecht sind jene Kriege, die ohne Grund begonnen wurden. Denn außer aus dem Grund sich zu rächen oder Feinde abzuwehren kann kein gerechter Krieg geführt werden... Gerecht Kriege sind die, die grundlos geführt werden. Denn außer dem Grund der Rache oder Feinde zu vertreiben kann kein gerechter Krieg geführt worden. Kein Krieg wird jedoch für gerecht gehalten, wenn er nicht erklärt, angekündigt und ein Antrag auf Rückgabe von Eigentum erfolgt ist.

Ist es ungerecht, dass gewisse Menschen herrschenden Menschen dienen? Es ist bekanntlich deshalb gerecht, weil solchen Menschen die Sklaverei nützlich ist; denn es scheint, dass es für deren Nutzen passiert, wenn es richtig gemacht wird, das bedeutet, wenn den Schlechten die Freiheit auf Ungerechtigkeiten genommen wird und die "Gezähmten" sich besser benehmen werden, weil sie sich, wenn sie nicht "gezähmt" sind, schlechter benommen haben. Sehen wir etwa nicht, dass gerade den Besten die Herrschaft von Natur aus gegeben worden ist, und das mit höchstem Nutzen für die Schwachen? Warum herrscht Gott über den Menschen, der Geist über den Körper, die Vernunft über die Begierde, den Jähzorn und die übrigen fehlerbehafteten Teile desselben Körpers?

3.4.2014