OVIDS METAMORPHOSEN

Philemon und Baucis

So sagte er: „ Unermeßlich ist die Macht des Himmels und sie hat keine Grenzen, und alles was die Unsterblichen wollten, das ist geschehen. DAMIT Du um so weniger zweifelst steht eine einer Linde benachbarte Eiche, umgeben von einer niedrigen Mauer. Ich selbst sah den Ort: Denn Pitheus schickte mich in die phrygischen Gefilde, einst von seinem Vater regiert.
Dort, benachbart von hier ist ein See; einst bewohnbares Land, nun ein von Tauchvögeln und Sumpfhühnern stark besuchter See. Jupiter kam dorthin in menschlicher Gestalt und zusammen mit dem Vater kam Hermes, den Heroldsstab tragend, die Flügelschuhe abgeleget. An tausend Türen pochten sie, während sie um Platz und Nachtlager baten, tausend Häuser haben die Riegel verschlossen. Dennoch, ein kleines zwar, bedeckt mit Strohbündeln und Sumpfrohr, nahm die beiden Götter auf, aber die fromme Greisin Baucis und der gleichaltrige Philemon sind in diesem Haus in jungen Jahren verbunden worden und in jenem alt geworden. Sie machten Die Armut leichter erträglich und sie ertrugen sie mit gelassenem Herzen.
Es ist nicht von Bedeutung, ob man dort nach Dienern oder Herren sucht; das ganze Haus sind zwei, dieselben gehorchen und befehlen. Als die Himmelsbewohner das kleine Haus erreicht hatten und mit gebeugten Häuptern durch die niedrige Tür eingetreten waren, befahl der Greis ihnen die Glieder ausruhen zu lassen, nachdem er eine Bank für sie bereit gestellt hatte auf die fleißige Baucis ein einfaches Tuch ausbreitete. Danach durchwühlte sie die schon erkaltete Asche in der Feuerstelle und fachte das Feuer vom Vortag an und nährte es mit getrockneter Rinde und entfachte es mit altersschwachem Atem. Und sie holte vielfach gespaltenen Kienspan und getrockneten Reißig vom Dachboden , zerkleinerte es und brachte es zu kleinen, ehernen Kessel. Und entblätterte sie den Kohl, den ihr Mann aus den bewässerten Garten aufgesammelt hat. Jene holte mit einer zweizinkigen Gabel das rußige Rückenstück des Schweins, das am rußigen Räucherbalken hing und schnitt ein kleines Teil von dem lange gesparten Rücken ab und kochte das abgeschnittene Stück im siedenden Wasser weich.
In der Zwischenzeit vertrieben sie sich die Zeit mit Gesprächen und schüttelten das Polster aus weichem Seegras, ins Bett das aus einem Bettgestell und Füßen aus Weidenholz. bestand.
Dieses verhüllten sie mit Decken, welche sie nicht gewohnt waren, außer aus Zeiten der Festlichkeit. Aber diese Decken waren billig und alt, den Unwillen des Bettes nicht verdienend.
Die Götter liegen zu Tisch: Die ordentlich gekleidete und zitternde alte Frau stellte den Tisch auf, aber der vierte Fuß war ungleich. Eine Scherbe glich die Neigung aus. Nachdem diese untergelegt die Neigung aufgehoben war wischten die frischen Minzkräuter den ausgeglichenen Tisch ab. Dort waren zweifarbige Oliven, die Früchte der keuschen Minerva aufgetischt im Herbst geerntete in flüssiger Hefe eingelegte Kornelkirschen, ein Klumpen geronnener Milch und in der nicht mehr ganz heißen Asche gewendete Eier. Alles war in Tongefäßen.
Danach wird ein ziselierter Mischkrug aus demselben Silber aufgestellt, und Becher aus Buchenholz die da, wo sie hohl sind, mit goldgelben Wachs angestrichen sind. Die Pause ist Kurz: Und der Herd schickt die heißen Speisen. Nochmals wird derselbe nicht ausgereifte Wein aufgetragen und dann macht er dem Nachtisch Platz, nachdem er ein bißchen zur Seite gestellt war. Hier wurden Nüsse, Feigen aus Karien, Datteln, Pflaumen und aus offenstehenden Körben Duftende Äpfel und von purpurroten Weinstöcken gesammelte Trauben gebracht. In der Mitte war eine glänzende Honigwabe. Über alledem sind freundliche Gesichter und ein guter Wille, der weder träge noch ärmlich war. Sie sahen wie ein sehr oft leergeschöpfter Weinkrug sich von selbst mit Wein anfüllte und aus eigenem Antrieb der Wein sich ergänzte. Vom Neuartigen verblüfft zittern sie und die Hände zum Himmel erhoben sprechen Baucis und der ehrfürchtige Philemon Gebete und bitten um Verzeihung für das Mahl, welches ohne jegliche Vorbereitung war. Eine einzige ganz war da, die Wächterin des winzigen Häuschens. Diese wollten die Hausherren für die göttlichen Gäste schlachten. Das schnelle Federvieh machte die langsamen alten müde und trieb lange ein Spiel mit ihnen und schließlich schien der Gänserich bei den Göttern selbst Zuflucht zu suchen.
Die Götter verboten sie zu töten.
Und sie sagten: „ Wir sind Götter und eure gottlose Nachbarschaft wird ihre gerechte Strafe zahlen müssen. Euch wird gegeben werden von diesem Unheil verschont zu bleiben. Verlaßt sofort euer Haus und geht zusammen mit und zu den steilen Anhöhen.“ Beide gehorchen und gestützt auf ihre Stöcke strenge sie sich an ihre Schritte auf die steile Steigung zu setzen. Sie waren noch soweit von Gipfel entfernt wie ein abgeschossener Pfeil fliegen kann. Sie wanden ihre Blicke und sahen wie alles im Sumpf versunken ist , allein ihr Haus bleibt. Und während sie dies bestaunten, während sie ihre Nachbarschaft beweinten, verwandelte sich jene kleine Hütte, die sogar für zwei Eigentümer zu klein war, in einen Tempel. Säulen traten an die Stelle der Balken, das Stroh wird goldgelb, das Dach erschien golden, die Türen aus Erz getrieben und die Erde wurde mit Marmor bedeckt.
Da sprach Saturn sofort mit sanfter Stimme: „ Sagt was Ihr wünscht, gerechter Greis und Frau die dem gerechten Gatten würdig ist?“ Zusammen mit Baucis wechselte Philemon einige Worte und eröffnete den Göttern den Beschluß: „ Wir bitten eure Priester zu sein und euren Tempel zu schützen. Und da wir ja in Eintracht unsere Jahre verbracht haben, möge beide dieselbe Stunde dahinraffen, damit ich niemals das Grabmahl meiner Ehefrau sehen muß und damit ich nicht von jener begraben werden muß. Die Erfüllung folgte in Gebetswünschen. Sie waren Schutzherren des Tempels, solange ihnen Leben gegeben war. Als sie zufällig einmal vor den heiligen Stufen standen und von den Geschichten des Ortes erzählten, entdeckte Baucis das Philemon sich belaubte und der alte Philemon, das sich Baucis belaubte. Und während schon über die Gesichter ein Gipfel Wuchs wechselten sie solange es erlaubt war die Worte: „Lebe wohl, oh Ehemann !“, sagten sie gleichzeitig, gleichzeitig bedeckte das Laub die verdeckten Gesichter. Noch heute zeigt der Einwohner von Thymbrien jene zwei benachbarten Bäume, die aus zwei Körpern entstanden sind.
dieses Riesenpacket (Lykische Bauern, Daedalus und Icarus und Philemon und Baucis) kommt von DrTeg am 29. 11. 2001