VERGILS AENEIS
Aeneas in Karthago (1, 411 - 626)
Doch
Venus umgab die Wandernden mit einem finsteren Nebel, die Göttin hüllte
sie in eine dichte Nebelhülle ringsum, damit keiner sie weder sehen noch
berühren, aufhalten oder nach den Gründen ihres Kommens fragen kann.
Sie selbst verschwand in die Höhe nach Paphos und kehrte fröhlich an
ihren Wohnsitz zurück, wo hundert Altäre von Sabaeischem Weihrauch warm
sind und duften vor frischen Kränzen. Inzwischen beschleunigten sie den Weg,
wie der Pfad ihn wies und schon stiegen sie den Hügel hinauf, der am weitesten
über die Stadt ragt und den Blick von oben auf die Burg gegenüber freigibt.
Aeneas bewundert den massigen Bau, einst eine Hütte, er bewundert die Häfen
und das Lärmen und die gepflasterten Straßen. Brennend vor Eifer sind
die Tyrier bei der Arbeit: ein Teil zieht Mauern, baut an der Burg und wälzen
mit den Händen Steinbrocken empor, ein Teil wählt einen Platz für
ihr Haus und umgrenzen es mit einer Furche; sie wählen Rechte und Ämter
und einen ehrwürdigen Senat. Hier heben die einen Hafenbecken aus; dort legen
die anderen tiefe Grundsteine für Theater, und hauen Säulen aus riesigen
Felsen, passende Zierde für zukünftige Aufführungen: wie die Bienen
im Frühsommer die Arbeit unter der Sonne durch das blumige Land plagt, wenn
sie die ausgewachsene Brut des Volkes herausführen oder wenn sie klaren Honig
aufhäufen und die Waben mit süßem Nektar prall anfüllen,
oder die Last derer, die ankommen, empfangen, oder in Reih und Glied die Drohnen,
das faule Volk, von den Bienenkörben abhalten; Der Bienenstock lärmt
und der duftende Honig riecht nach Tymian. "Oh ihr Glücklichen, von
denen die Mauern sich schon erheben!" Das sagte Aeneas und sieht zu den Giebeln
der Stadt hinauf. Er begibt sich, umgeben vom Nebel (wundersam zu sagen), mitten
durch die Stadt, mischt sich unter die Menschen und wird von keinem gesehen.
Mitten in der Stadt befand sich ein Hain, äußerst schattenreich. An
diesem Ort gruben zuerst die Punier, nachdem sie von Wogen und Wind umhergeworfen
worden waren, ein Zeichen aus, das ihnen die königliche Juno gezeigt hatte,
nämlich das Haupt eines feurigen Pferdes; denn so werde das Volk im Krieg
herausragend sein und das Leben über Jahrhunderte hindurch mühelos meistern.
Hier gründete die Sidonerin Dido einen ungeheuren Tempel für Juno, reich
an Geschenken und dem Walten einer Göttin. Dem Tempel erhoben sich aus den
Stufen goldene Schwellen und Pfosten, die mit Erz befestigt waren, und die Türangel
ächzt von der ehernen Tür.
In diesem Hain linderte zuerst ein unerwarteter
Anblick die Furcht, hier wagte es Aeneas zuerst, auf Rettung zu hoffen und im
Unglück wieder zu vertrauen. Denn während er am Fuße des riesigen
Tempels einzelne Bilder musterte und auf die Königin wartete, während
er bewundert, welches Glück diese Stadt habe und das ineinandergreifende
Werk der Künstler und die Mühe für das Werk bewundert, sieht er
der Reihe nach die Kämpfe um Ilium und die Schlachten, die sich durch ihren
Ruhm schon über den ganzen Erdkreis verbreitet haben, er sieht die Atriden,
Priamus und Achilles, der auf beide wütend (Dativ!!!) ist. Er stand da und
sprach unter Tränen: "Achates, welcher Platz, welche Gegend auf Erden
ist nicht voll von unserem Leid? Siehe Priamus. Auch hier hat Ruhm seine Belohnungen,
auch hier werden Tränen über den Lauf der Dinge vergossen und Schicksalsschläge
sterblicher Menschen berühren das Gemüt. Verbanne die Furcht; dieser
Ruhm wird dir irgendeinen Ruhm einbringen." So sprach er und weidete seinen
Geist an der illusorischen Malerei, seufzte dabei sehr und benetzt das Gesicht
mit reichlich Tränen. Denn er sah, wie die Griechen, die um Pergamum kämpften
hierher flüchteten, die junge trojanische Mannschaft bedrängten sie;
dort die Phryger, sie bedrängte der helmbuschtragende Achilles in seinem
Wagen. Nicht weit davon erkennt er weinend die Zelte des Rhesus mit ihren schneeweißen
Bahnen, die zur Zeit des ersten Schlafes verraten der blutdurstige Tydidies in
einem großen Gemetzel verwüstete, und die wütenden Pferde in das
Lager lenkte, bevor sie Speise Troias gekostet und aus dem Xanthus getrunken hatten.
An anderer Stelle flieht Troilus nach dem Verlust der Waffen, der unglückliche
Junge und im Kampf dem Achilles ungleich, er wird von den Pferden mitgeschleift
und hängt rücklings am leeren Wagen, und hält dennoch die Zügel;
Nacken und Haare werden ihm über die Erde geschleift, und die umgedrehte
Lanze hinterlässt Spuren im Sand. Inzwischen gingen ilische Frauen der erzünten
Pallas zum Tempel mit gelösten Haaren und bringen flehend einen Prachmantel
und traurig schlugen sie sich mit den Handflächen auf die Brust; die Göttin
hielt ihre Augen abgewandt auf den Boden. Dreimal hatte Achilles Hektor um die
ilischen Mauern geschleift und wollte den entseelten Körper für Geld
verkaufen (ein -Problem, das ich auch nicht lösen kann... noch nicht. vendebat
= er wollte verkaufen? Warum?). Da gab Aeneas einen ungeheuren Seufzer aus tiefster
Brust, sobald er die Beutestücke, die Wagen und den Leichnam seines Freundes
selbst und Priamus, der waffenlos seine Hände ausstreckt, erblickte. Er erkannte
auch sich im Kampf mit den Achiverfürsten verwickelt und die Kampflinie aus
dem Osten und die Waffen des schwarzen Memnon. Die wütende Penthesilea führt
den Zug der Amazonen mit halbmondförmigen Schilden und lodert mitten unter
1000en; unter der entblößten Brust hat die Kriegerin einen goldenen
Gürtel gebunden und eine Jungfrau wagt es, sich mit den Männern im Kampf
zu messen.
messy am 29. 3. 2001
Während
Aeneas, dem Dardaner, dies alles so wundersam erschien und er staunend mit einem
einzigen Blick daran hing, nahte dem Tempel die Königin, die überaus
wohlgestaltete Dido: hinter ihr ein zahlreiches Gefolge von Jünglingen. Wie
Diana, wenn sie die Ufer des Eurotas entlang oder über die Berghänge
des Cynthus ihren Schwarm führt, zu beiden Seiten gefolgt von tausend ungebärdigen
Oreaden, den Köcher über der Schulter trägt und unter allen Göttinnen
hervorsticht durch die Grazie ihres Schrittes, so daß Freude Latonas verschwiegene
Brust durchzuckt, also erschien Dido. Ähnlich heiter wandelte sie durch die
Menge und traf Anordnungen für die Arbeit und die künftigen Regierungsgeschäfte.
Dann nahm sie am Portal der Göttin, mitten in der Vorhalle des Tempels, umzäunt
von Bewaffneten, auf einem erhöhten Thronsitz Platz. Sie erteilte ihren Leuten
Vollmachten und sprach Recht, und sie vergab die Lasten des Aufbaus entweder zu
gerechten Anteilen, oder sie lief3 das Los darüber bestimmen. Da plötzlich
erblickte Aeneas seine Gefährten Antheus, Sergestus und den tapferen Eloanthus
und andere Teukrer, wie sie sich zu der versammelten Menge gesellten, alle, die
der schwarze Sturm auf See von ihm abgetrieben und zu einem ganz anderen Strand
gespült hatte. Zugleich erscaunte er und mit ihm zugleich, von Freude und
Bangnis ergriffen, Achates. Sie brannten vor Verlangen, ihren Freunden die Hände
zu drücken. Doch die Ungewißheit, der sie sich gegenübersehen,
verwirrt sie. Sie halten sich zurück und warten ab, verdeckt von ihrer Nebelhülle,
um zu hören, wie es ihren Gefährten ergangen sei, an welchem Strand
sie ihre Flotte gelassen haben und wozu sie hierherkommen. Denn von allen Schiffen
waren Auserwählte entsandt worden, die günstige Aufnahme erbitten sollten,
und sie erschienen rufend vor dem Tempel. Als sie eintreten durften und die Erlaubnis
erhielten, vor der Menge zu reden, begann Ilioneus, der Älteste, gefaßten
Sinnes also: "O Königin, euch gewährte Jupiter, hier eine neue
Hauptstadt zu erbauen und durch Gerechtigkeit anmaßende Völkerschaften
zu bändigen. Wir, die unglücklichen Troer, von Stürmen über
alle Meere gejagt, bitten dich: Verhindere die Schmach, daß man uns die
Schiffe anzündet! Behandle uns ehrliche Menschen mit Schonung und betrachte
genauer, was uns widerfuhr! Wir sind nicht gekommen, um eure Libysche Heimstadt
mit dem Schwert zu verwüsten oder Raubgut als Beute zur Küste zu schleppen.
Solche
Gewalt noch so große Dreistigkeit ist den Besiegten im Sinn. Es gibt einen
Platz, den die Griechen mit dem Beinamen Hesperien nennen, ein altes Land, mächtig
durch Waffen und Fruchtbarkeit seiner Scholle; dort wohnen oenotrische Männer;
jetzt geht dsa Gerücht um, Nachfahren hätten das Volk nach dem Namen
ihres Führers Italien genannt. Hier war unser Kurs, als plötzlich der
regenreiche Orion, der sich aus der Flut erhob, uns in unsichtbare seichte Stellen
trug und mithilfe des ungestümen Südwindes weithin über Wellen,
während uns das Meer überragte, und über unwegsame Felsen verstreute;
hierher schwammen wenige von uns an eure Küsten. Was ist dies für ein
Menschenschlag? Oder welches so barbarische Vaterland erlaubt so ein Verhalten?
Wir werden am Strand von der Gastfreundschaft abgehalten; sie beginnen Kämpfe
und verbieten, sich auf den äußersten Rand ihres Landes hinzustellen.
Wenn ihr das Menschengeschlecht und irdische Waffen verachtet, so erwartet, dass
sich die Götter an das Recht oder Unrecht erinnern. Wir hatten den König
Aeneas, im Vergleich zu dem keiner gerechter und pflichtbewusster war, und erfahrener
im Krieg und bei den Waffen. Wenn das Schicksal diesen Mann rettet, wenn er von
Himmelsluft lebt und immer noch nicht im grausamen Schattenreich tot darliegt,
gibt es für uns keine Furcht, und es soll dich nicht reuen, im Wetteifern
um Gefälligkeit die Erste gewesen zu sein. Es gibt auch in den sizilischen
Gegenden Städte und Waffen und den berühmten Acestes von trojanischem
Blut. Es sollte erlaubt sein, die Flotte, die vom Sturm erschüttert ist,
ans Land zu führen und aus Bäumen Balken zu machen und die Ruder zu
glätten, wenn das Recht gegeben wurde, nach Wiederkehr von Gefährten
und König auf Italien Kurs zu nehmen, damit wir fröhlich nach Italien
und Latium streben; wenn die Hoffnung auf Rettung aber entrissen wird und dich,
bester Teucrervater, das Libysche Meer hat und keine Hoffnung mehr auf Julus besteht,
lass uns doch wenigstens zu den Meerengen Siziliens und den Wohnsitzen, die dort
bereit stehen, von denen wir hier her gefahren sind, und zu König Acestes
aufbrechen." Solche Worte sprach Ilioneus; da murmelten alle Dardaniden gleichzeitig.
Messy am 26. 4. 2001
Dido senkt darauf
ihr Antlitz und antwortet kurz; "Entlaßt aus euren Herzen die Furcht,
Teukrer, und verwerft eure Sorgen. Durch harte Bedingungen, und weil mein Reich
noch jung ist, bin ich gezwungen, solche Maßnahmen zu treffen und die Grenzen
überall durch Wachposten zu schützen. Wer kennt nicht das Geschlecht
der Aeneaden, wer kennt nicht die Stadt Troja, ihre Helden und deren Taten und
die Brände dieses verheerenden Krieges? Wir Punier haben nicht so fühllose
Herzen, Sol schirrt nicht so weit entfernt von der Stadt der Tyrier seine Pferde
an! Wo ihr euch auch niederlassen möchtet, im großen Hesperien oder
auf den Äckern Saturns oder im Gebiet des Eryx unter dem König Acestes,
ich will euch mit Hilfe wohlversehen entlassen und euch mit dem Notwendigen helfen.
Wünscht ihr aber, in meinem Reich gleichberechtigt seßhaft zu werden,
so soll die Stadt, die ich soeben erbaue, euch gehören. Ziehe eure Schiffe
an Land! Zwischen Troer und Tyrier mache ich fortan keinen Unterschied. Und wäre
doch euer König Aeneas, von demselben Südwind verschlagen, selbst jetzt
bei uns! Gleich sende ich verläßliche Boten zur Küste und heif3e
sie, in ganz Libyen nach ihm auszuschauen, ob er irgendwo in die Wälder verschlagen
ist oder in anderen Städten umherirrt." Diese Worte richteten den tapferen
Achates und Vater Aeneas auf, und sie brannten schon lange darauf, aus der Nebelwolke
hervorzubrechen. Zuvor wandte sich Achaces an Aeneas: "Sohn der Göttin,
zu welcher Ansicht bist du jetzt gekommen? Du siehst, alles steht gut für
uns. Die Flotte und unsere Gefährten sind gerettet! Nur einer Fehlt: Wir
sahen ihn selbst in den Fluten versinken. Doch sonst entspricht alles den Worten
deiner Mutter." Kaum hatte er dies gesagt, da zerriß plötzlich
die Nebelhülle und entwich in den klaren Aether. Da stand Aeneas wieder,
und im hellen Tageslicht leuchteten sein Gesicht und seine Schultern gleich einem
Gott. Denn seine Mutter hatte über ihren Sohn die Pracht des Lockenhaares,
den Purpurglanz der Jugend und in seine Augen eine heitere Würde gehaucht.
So verleiht die Hand des Künstlers Zierlichkeit dem Elfenbein oder umrahmt
mit hellem Golde Silber und parischen Marmor.
Da richtete er plötzlich,
für alle unerwartet, das Wort an die Königin: "Ich bin es persönlich,
den ihr sucht, der Trojaner Aeneas, gerettet aus den libyschen Wellen. Oh die
sich als einzige den unsäglichen Leiden Trojas erbarmt hat, die uns, den
Rest der Danäer, bereits erschöpft von den Unglückfällen zu
Lande und zu Wasser, bedürftig in jeder Hinsicht an der Stadt, ihrem zuhause
teilhaben lässt; gebührenden Dank abzustatten, vermögen weder wir,
Dido, noch das, was überall von den Dardanäern übrig ist, was über
den großen Erdkreis verstreut ist.
Messy
am 19. 5. 2001Die Götter sollen dir, wenn irgendwelche göttlichen
Wesen Gottesfürchtige beachten, wenn es irgendwo irgendein Bewusstsein für
Gerechtigkeit und das Richtige gibt, würdige Belohnungen bringen. Welche
glücklichen Jahrhunderte haben dich hervorgebracht? Welche so bedeutende
Eltern haben eine solche Tochter hervorgebracht? Solange die Flüsse in die
Meerenge fließen, solange Schatten die Talkessel über den Bergen erhellen,
solange der Himmel die Gestirne weidet, werden immer deine Ehre, dein Name und
dein Ruhm bestehen, welche Länder mich auch immer rufen." So sprach
er und reicht dem Freund Ilioneus die Rechte, dem Serest die linke, danach den
anderen und dem tapferen Gyas und dem tapferen Cloanthus.
Zuerst staunte
die Sidonerin Dido über den Anblick, denn über das so große Unglück
des Mannes und sprach dann so: "Oh Sohn einer Göttin, was für ein
Unglück verfolgt dich durch so große Gefahren? Welche Gewalt treibt
dich an unsere unwirtlichen Küsten? Bist du jener Aeneas, den die segenspendende
dem Dardaniden Anchises beim Ufer der Phrygischen Simois geboren hat?
Und
freilich erinnere ich mich daran, dass ein Teucrer nach Sidonien kam, der aus
seinem heimatlichen Gebiet vertrieben war, und der ein neues Reich erstrebte mithilfe
des Belus; mein Vater Belus verwüstete damals das reiche Zypern und hielt
es siegreich in seinen Händen. Schon aus jener Zeit war mit der Fall der
Trojanischen Stadt, dein Name und die pelasgischen Könige bekannt. Obwohl
er selbst Feind war, rühmte er die Teucrer hoch und wollte, er sei aus dem
alten Stamm der Teucrer entstanden. Deshalb los und kommt in mein Haus, Männer.
Auch mich, die ein ähnliches Schicksal so viele Jahre hin und herwarf, ließ
mich endlich auf dem Land Fuß fassen; ich, die von dem Übel nichts
weiß, lerne, Armen zu Hilfe zu eilen."
So erwähnt sie es;
gleichzeitig kündigt sie ein Ehrenopfer in den Tempeln an. Und inzwischen
schickt sie den Bundesgenossen nicht weniger als 20 Stiere, 100 borstige Rücken
von großen Schweinen, 100 fette Lämmer mit ihren Müttern, Geschenke
zu diesem Freudentag. Doch der Innenraum des Hauses wird mit königlicher,
glänzender Tracht ausgeschmückt, und man bereitet mitten im Palast ein
Gastgelage: kunstvoll gearbeitete Decken, und mit prachtvollem Purpur, zahlreiches
Silbergeschirr auf den Tischen, und die Heldentaten der Väter in Gold getrieben,
eine lange Reihe an Erfolgen durch so viele Männer vom Ursprung des alten
Stammes geführt.
messy am 9. 7. 2001 Irgendwann
werde ich mal damit fertig...