Das
Geheimnis der 4 fällt ein bisschen aus dem Rahmen, weil es eigentlich nicht
in den Medien, sondern im Alltagsgebrauch vorkommt. Jeder hat das Geheimnisder
4 schon einmal gesehen, wahrgenommen oder einfach ignoriert, weil es jetzt nicht
wirklich eine Tatsache ist, von der das Schicksal der Menschheit abhängt.
Was ist aber jetzt das Geheimnis der 4? Ihr tragt es vermutlich gerade an der
Hand. Hier geht es um das Geheimnis der römischen 4 auf dem Ziffernblatt...
Denn über die Schreibweise gehen die Meinungen auseinander. Die einen schreiben
sie als IV, die anderen als IIII. Die Schulbildung kennt
nur die erste Variante und deshalb ist es nicht selten, dass man die IIII-Variante
einfach als falsch abtut. Das war ja auch lange meine Meinung. Was halt an dieser
Ansicht etwas stört, ist die Tatsache, dass dieser vermeintliche Fehler
dann wohl auf knapp 80% aller Uhren dieser Welt zu finden wäre. Eine verdammt
hohe Fehlerquote.
Das Problem löst Wolfgang
Hofmann, der dafür eine recht interessante Erklärung kennt:
In keiner römischen Inschrift - bis weit ins Mittelalter hinein -
wurde die "IV" zugunsten der "IIII" benutzt. Wenn man bedenkt,
dass die Skalen der wertvollen Wasser-, Sand- und Sonnenuhren sehr aufwendig
aus Metall, Holz oder Knochen gegossen oder geschnitzt wurden, sollte man meinen,
dass die "rationellere IV" wenigstens auf den Zeitmessern hätte
auftauchen müssen.
Dass sich die "IV" gegen die Schreibweise "IIII" nicht im
römischen Alltag durchsetzen konnte, ist vor allem in der vorchristlichen
Religion der Römer begründet. Es galt schlichtweg als blasphemisch,
die beiden Anfangsbuchstaben ihres Gottes Jupiter in einem nicht-zeremoniellen
Zusammenhang abzubilden. Das Zeichen "I" steht im lateinischen für
"J", das "V" für "U"; eine 1, 2, 3, Gott,
5 ... Zählweise war im Alltagsumgang einfach undenkbar. Die Abbildung des
Götternamens war zeremoniellen Anlässen und den Priestern vorbehalten
- die ihrerseits selbstverständlich Ziffern auch dergestalt darstellten,
dass einer der Hauptgötter nicht erzürnt wurde.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass das Christentum es in seinen
Anfängen niemals für nötig befunden hat, diesen Ausdruck eines
konkurrierenden Glaubens schnellstmöglich auszumerzen. Bemerkenswert auch,
dass das Thema später keiner der Päpste aufgegriffen hat. So steht
die "falsche IIII" bis zum heutigen Tag auf dem überwiegenden
Teil der Kirchturmuhren der Welt.
Generell kann man jedoch davon ausgehen, das nicht auf allen Zifferblättern
mit römischer Schreibweise die Vier als "IIII" steht. Auf Kirchturmuhren
des 15. und 16. Jahrhunderts sind zum Beispiel durchaus vermehrt beide Schreibweisen
vertreten; die "IV"-Schreibung überwiegt aber in keiner Epoche.
Das gilt auch für andere Turmuhren, an Schlosstürmen, oder für
Rathausuhren.
Man lernt immer wieder was Neues dazu