CICEROS "DE NATURA DEORUM"

Naturphilosophische Argumente zur Existenz der Götter (2, 28-30)

(28) Weil alle Teile der Welt durch Wärme erhalten werden, folgt daraus, dass auch die Welt selbst mit ähnlicher und gleicher Naturkraft in so großer Langlebigkeit bewahrt wird, und das umso mehr, als man einsehen muss, dass dieser warme und feuriger Stoff die ganze Natur so durchdringt, dass in ihm die Kraft und die Ursache des Zeugens ist, eine Kraft, von der aus alle beseelten Wesen und all das, deren Wurzeln in der Erde festgehalten werden, notwendigerweise entstehen und wachsen.

(29) Es gibt also eine Naturkraft, die die ganze Welt zusammenhält und sie schützt und zwar mit Fähigkeit zur Wahrnehmung und Vernunft. Denn es ist notwendig, dass die ganze Naturkraft, die ja nicht isoliert und aus einem einzigen Teil bestehend ist, sondern mit einem anderen Stoff verbindend verknüpft ist, in sich irgendein leitendes Prinzip haben, so wie die Seele im Menschen, <oder> etwas Seelenähnliches im Tier, woher alle Triebe entstehen; jedoch glaubt man, dass sich in den Wurzeln der Bäume und jener Dinge, die die Erde hervorbringt, das leitende Prinzip befinde. Ich aber nenne das "das leitende Prinzip", das die Griechen hegemonikon nennen, im Vergleich zu dem es in dieser Art nichts vortrefflicheres weder geben kann noch darf.

(30) Wir sehen nun aber, dass in den Teilen der Erde (denn es gibt nichts in der ganzen Welt, was nicht Teil des Weltalls wäre) eine Fähigkeit zur Wahrnehmung und Vernunft sind.