QUINTUS HORATIUS FLACCUS

Ode III, 9

Solange ich dir angenehm war
und nicht irgendein junger Mann als glücklicher Nebenbuhler die Arme
um deinen weißen Nacken legte,
lebte ich mit Freuden glücklicher als der König der Perser.

Solange du nicht in eine andere mehr
verliebt warst und noch nicht Lydia hinter Chloe
zurückstehen musste, lebte ich, Lydia,
die Vielgenannte, mit Freuden berühmter als die römische Ilia.

Nun beherrscht mich die Trakerin Chloe,
ausgebildet in süßen Weisen, und kundig der Zither,
für die ich nicht fürchten werde zu sterben,
wenn das Schicksal meinen Liebling verschont, so dass er überlebt.

Mich entflammt Calais, Sohn des Ornytus aus Thurii,
mit einer wechselseitigen Flamme,
für den ich erdulden werde, zweimal zu sterben,
wenn das Schicksal den Knaben verschont, dass er überlebt.

Was, wenn die alte Venus zurückkehrt
und die Getrennten unter das eherne Joch zwingt?
Wenn die blonde Chloe abgeschüttelt wird
und die Türe offensteht für die verstoßene Lydia?

Obwohl jener schöner ist
als ein Stern, du leichter als Kork und aufbrausender
als die unbändige Adria:
Ich möchte es lieben, mit dir zu leben, ich möchte freudig mit dir sterben.

Diese Liebeserklärung wurde Ihnen präsentiert von: Sigrid Ertl