TITUS LIVIUS.' "AB URBE CONDITA".
Brutus' Rache(1,59)
Brutus sprach zu jenen, die von Trauer ergriffen waren, indem er das Messer, das er aus der Wunde der Lucretia herausgezogen hatte und vor Blut triefte, vor sich hielt: "Bei diesem völlig unschuldigen Blut schwöre ich vor dem königlichen Unheil, und ich mache euch, ihr Götter, hiermit zu Zeugen, dass ich Lucius Tarquinius Superbus zusammen mit seiner schändlichen Ehefrau und seiner gesamten Nachkommenschaft an Kindern mit Schwert, Feuer und mit welcher Kraft auch immer ich von nun an kann, verfolgen und zulassen werde, dass weder jene noch irgendein anderer in Rom eine Königsherrschaft ausübt." Dann übergibt er das Schwert dem Collatinus, dann dem Lucretius und Valerius, die beide über den verwunderlichen Umstand, woher die neue Geisteshaltung in der Brust des Brutus stamme, staunen. Sie schwören, wie es (von Brutus) vorgeschrieben worden war; und alle die, die aus ihrer Trauer zum Zorn hingerissen wurden, folgen dem Brutus, der bereits dazu aufrief die Monarchie zu stürzen, als Anführer. Sie tragen den Leichnam der Lucretia, der aus dem Haus geholt wurde auf das Forum und wiegeln die Menschen durch das Unerhörte dieser neuen Begebenheit und Empörung auf - wie es nun mal geschieht. Jeder klagt für sich über das köngliche Verbrechen und die Gewaltanwendung. Sowohl die Trauer des Vaters bewegt, als auch besonders Brutus als Tadler der Tränen und nutzlosen Klagen und Urheber, der die dazu auffordert, zu den Waffen zu greifen, wie es sich für Römer gehören würde, gegen diejenigen, die Feindseligkeiten gewagt hatten. Gerade die Wildesten unter den Jugendlichen helfen freiwillig mitsamt ihren Waffen; es folgt auch die übrige Jugend. Dann ließ man den Vater als Vorgesetzen in Collatia zurück, positionierte Wachen an den Toren, damit niemand diese Unruhe den Königen melden könne. Die übrigen brachen bewaffnet unter der Führung des Brutus nach Rom auf. Sobald man dort ankam, verbreitet die bewaffnete Menge, wohin auch immer sie einfällt, Angst und Schrecken. Dann wiederum glauben sie, als sie sehen, dass die Ersten der Bürgerschaft vorausgehen, dass das, was auch immer es sei, nicht ohne Grund geschehe. Und eine so grässliche Sache löst in Rom nicht geringere Verstörung der Gemüter aus als sie es in Collatia gemacht hatte; also läuft man aus allen Orten der Stadt auf das Forum
06.11.2013