PETRONS SATYRICON

Begegnung mit Trimalchio (27-32)

27. Unterdessen begannen wir angezogen umherzuspazieren, ja wir begannen sogar, auch mehr zu scherzen und uns den Kreisen von spielenden Menschen zu nähern, als wir plötzlich einen glatzköpfigen alten Mann sahen, mit einer roten Tunika bekleidet, der zwischen Jungen mit langen Locken mit einem Ball spielte. Aber uns hatten nicht so sehr die Jungen zum Schauspiel hingezogen, obwohl es lohnenswert war, als viel mehr der Hausherr selbst, der in Sandalen mit einem lauchgrünen Ball übte. Einen Ball, der den Boden berührt hatte, holte er nicht mehr wieder, sondern ein Sklave hatten einen vollen Beutel und reichte daraus den Spielenden einen neuen. Wir lernten auch neuartige Dinge kennen. Denn zwei Eunuchen standen an verschiedenen Stellen des Kreises, von denen der eine einen silbernen Nachtopf hielt, der andere die Bälle zählte, zwar nicht die, die zwischen den Händen hin- und herflogen während des Spiels, sondern die, die auf den Boden fielen. Während wir also dieses prachtvolles Schauspiel bewunderten, läuft Menelaus daher und sprach: "Der da ist es, bei dem ihr zu Tische liegt, und ihr seht gerade schon den Anfang des Gastmahls." Menelaus sprach immer noch, als Trimalchio plötzlich mit den Fingern schnalzte, worauf ein Eunuch ihm beim Spielen den Nachtopf unten hinhielt. Jener forderte, nachdem er seine Blase erleichtert hatte, Wasser für seine Hände und wischte die leicht besprengten Finger auf dem Kopf des Jungen ab…

28. Es hätte zu lange gedauert, Einzelheiten zu berichten. Daher betraten wir das Bad und gingen erhitzt vom Schweißbad schnell ins kalte Wasser heraus. Trimalchio wurde schon mit Salbe eingerieben und dann abgetrocknet, aber nicht mit Leintüchern, sondern mit Umhängen, die aus einer ganz weichen Wolle gefertigt worden waren. Unterdessen tranken drei Masseure vor dessen Augen Falernerwein, und als sie beim Streiten das meiste verschütteten, sagte Trimalchio, dass dies ein Guss auf sein Wohl sei. Dann wurde er in eine scharlachrote Decke gewickelt und auf eine Sänfte gelegt, wobei vier geschmückte Läufer und ein Handwagen vorgingen, in dem sein Liebling gezogen wurde, ein alter Knabe, triefäugig und hässlicher als sein Herr Trimalchio. Als er also weggebracht wurde, trat ein Musikant mit einer äußerst kleinen Flöte an sein Haupt heran und als ob er irgendetwas im Geheimen in sein Ohr sprach, spielte er auf dem ganzen Weg.
Wir folgen bereits durch unsere Verwunderung gesättigt und kommen mit Agamemnon zum Eingang, auf dessen Pfosten ein Plakat mit folgender Aufschrift angebracht: "Welcher Sklave auch immer ohne häuslichen Befehl herausgeht, wird 100 Schläge erhalten." Im Eingang selber stand ein grün gekleideter Pförtner, mit einem kirschroten Gürtel und löste Erbsen über einer silbernen Schale. Über der Türschwelle aber hing ein goldener Käfig, in dem eine gesprenkelte Elster die Eintretenden begrüßte.

29. Übrigens hätte ich mir, während ich über all das staunte, beinahe meine Beine gebrochen und rückling hingefallen. Denn zur Linken war für die Eintretenden nicht weit von der Zelle des Pförtners ein riesiger Hund, in Ketten gefesselt, auf die Wand gemalt und darüber hatte man die großen Buchstaben "cave canem" geschrieben. Und manche meiner Begleiter lachten, ich aber hörte nicht auf, die ganze Wand zu verfolgen, nachdem ich mich vom Schreck wieder erholt hatte. Es gab aber einen Sklavenmarkt, der mitsamt den Bildunterschriften an die Wand gemalt war und selbst Trimalchio, der jetzt Locken hatte, trug einen Heroldstab und betrat unter der Führung Minervas Rom. Wie er rechnen gelernt hatte und dann zum Schatzmeister geworden war, alles hatte der sorgfältige Maler umsichtig mit einer Inschrift wiedergegeben. Am Ende der Säulenhalle aber hob Merkur ihn schon, indem er ihm unter das Kinn gegriffen hatte, auf das hohe Podium. Fortuna war anwesend mit einem riesigen Horn und drei Parzen, die goldene Fäden drehten. Ich bemerkte auch in der Säulenhalle eine Schar von Läufern, die sich mit ihrem Lehrer übten. Außerdem sah ich in einer Ecke einen großen Schrank, in dessen Niesche die silbernen Laren gestellt waren, eine Marmorstatue der Venus und eine goldene, nicht gerade kleine Büchse, in dem angeblich der Bart von ihm selbst aufbewahrt wurde…
Also begann ich den Hausdiener zu fragen, welche Bilder sie in der Mitte hätten. "Die Ilias und die Odyssee", sprach er, "und ein Gladiatorenspiel von Laenas". Es war nicht erlaubt, die feinen Stoffe zu betrachten…

30. Schon waren wir im Speisezimmer angekommen, in dessen Vorraum ein Prokurator Rechnungen empfing. Und was ich besonders bewunderte: auf den Türpfosten des Speisezimmers waren Bündel mit Beilen befestigt, deren unterster Teil eine Art eherner Schnabel eines Schiffes abschloss, auf dem geschrieben stand: "dem C. Pompeius Trimalchio, einem der sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus, von Cinnamus, dem Zahlmeister." Unter demselben Spruch hing von der Decke eine Doppellampe. Auf beiden Pfosten waren zwei Tafeln angebracht, von denen auf dem einen, wenn ich mich recht erinnere, diese Inschrift: "Am 30. und 31. Januar speist unser Gaius draußen." Die andere hatte den Lauf des Mondes und die Bilder der sieben Sterne gemalt; und welcher Tag gut und welcher ungünstig war, wurde angezeigt, indem ein Knopf darüber sie unterschied.
Von diesen Freuden erfüllt rief, als wir versuchten, das Speisezimmer zu betreten, einer der Jungen, der in dieses Amt eingesetzt worden war: "Mit dem rechten Fuß." Sofort hatten wir ein Weilchen Angst, dass jemand von uns gegen die Anweisung die Schwelle übertreten könnte. Wie wir übrigens dann in gleicher Weise den rechten Fuß bewegt hatten, legte sich uns ein entkleideter Sklave zu Füßen und begann darum zu bitten, ihn seiner Bestrafung zu entreißen: sein Vergehen sei nicht groß, wegen dem er in Gefahr sei; denn ihm seien die Kleider des Zahlmeisters im Bad gestohlen worden, die kaum 10 Sesterzen wert waren. Also zogen wir unseren rechten Fuß zurück und baten den Zahlmeister, der im Salon Goldmünzen zählte, dem Sklaven die Strafe zu erlassen. Jener blickte hochmütig auf und sprach: "der Verlust bewegt mich nicht so sehr wie die Nachlässigkeit dieses völlig nichtsnutzigen Sklaven. Er hat meine Festkleider verloren, die mir ein Klient an meinem Geburtstag geschenkt hatte, Tyrisch ohne Zweifel, aber schon einmal gewaschen. Naja, ich schenk ihn euch."

31. Durch eine so große Wohltat ihm verbunden, lief, als wir das Speisezimmer betreten hatten, uns derselbe Sklave, für den wir gebeten hatten, entgegen und drückte den Stutzenden sehr feuchte Küsse auf, wobei er für unsere Menschlichkeit dankte. "Kurz, sofort werdet ihr wissen, wem ihr eine Wohltat erwiesen habt", sagte er. Der Hauswein ist der Dank des Dieners."
Endlich legten wir uns zu Tisch, während alexandrinische Jungen von Schnee gekühltes Wasser über die Hände gossen, die anderen zu den Füßen folgten und mit ungeheurer Geschicklichkeit die eingewachsenen Nägel entfernten. Und nicht einmal bei diesem freilich so lästigen Dienst schwiegen sie, sondern sangen darüber hinaus. Ich wollte erfahren, ob die gesamte Hausgemeinschaft singe, forderte deshalb etwas zum Trinken. Der Junge, der sofort dazu bereit war, nahm meinen Auftrag mit nicht weniger schrillem Gesang auf und wer auch immer von ihnen darum gebeten wurde, etwas zu geben: man hätte glauben können, es sei der Chor eines Pantomimen, nicht das Speisezimmer eines ehrenwerten Herren. Dennoch wurde eine sehr gepflegte Vorspeise serviert. Und schon hatten sich alle zu Tisch gelegt mit Trimalchio als einziger Ausnahme, dem man nach neuer Sitte einen Ehrenplatz aufbewahrte. Im übrigen lag auf dem Servierbrett ein korinthischer Esel mit einem Doppelsack, der in dem einen weiße Oliven, im anderen schwarze hatte. Zwei Schüsseln bedeckten den Esel, auf deren Rand der Name Trimalchios und das Gewicht des Silbers eingeschrieben war. Kleine, festgelötete Brücken hielten Haselmäuse, die mit Honig und Mohn bestrichen waren. Auch heiße Würste wurden auf einem silbernen Rost gelegt und innerhalb des Rostes syrische Pflaumen mit Kernen des punischen Apfels.

32. In diesen Köstlichkeiten waren wir, als Trimalchio selbst zur Musik hineingetragen, zwischen winzigen Kissen abgesetzt wurde und damit die Unwissenden zum Lachen brachte. Denn aus dem scharlachroten Mantel hatte sein kahl rasierter Kopf herausgesehen und um den Hals, den er mit dem Gewand geschmückt wurde, hatte er eine Serviette mit breiten Purpurstreifen gebunden, an der hier und da Fransen herabhingen. Am kleinen Finger seiner linken Hand hatte er auch einen großen Ring, der leicht vergoldet war, aber am letzten Glied des Ringfingers einen, der, wie es mir schien, ganz aus Gold war, aber völlig wie mit Sternen aus Eisen angelötet war. Und um nicht nur diesen Reichtum zu zeigen, entblößte er seinen rechten Arm, der mit einem goldenen Armreif verziert war und einem Ringlein aus Elfenbein, das mit einer glänzenden Platte verbunden war.