PETRONS SATYRICON

Trimalchio und die Sklaven (70-71)

Ich hatte meine Rede noch nicht beendet, als Trimalchio sagte: "So möchte ich an Erbvermögen zunehmen, nicht an Körpergewicht, dass mein Koch das hier aus einem Schwein gemacht hat. Kein Mensch könte wertvoller sein. Willst du es, wird er dir aus der Gebärmutter einen Fisch, aus Speck eine Ringeltaube, aus Schinken eine Turteltaube und aus Hüftknochen eine Henne machen. Und deshalb wurde ihm durch meine Begabung auch der schönste Name auferlegt: denn man nennt ihn Daedalus. Und weil er so einen fähigen Verstand hat, habe ich ihm aus Rom Messer aus norischem Eisen als Geschenk mitgebracht." Sofort befahl er, diese herbeizuschaffen und sah sie mit Bewunderung an. Auch uns gab er Gelegenheit, das Messer an der Wange zu prüfen.

Plötzlich traten zwei Sklaven ein; in der Tat hatten sie immer noch die Amphoren um den Hals. Als also Trimalchio zwischen den Streitenden Recht sprach, trug keiner von beiden das Urteil des Entscheidenden, sonder der eine zerschlug mit einem Knüppel die Amphore des anderen. Entsetzt über die Unverschämtheit der Betrunkenen richteten wir die Augen auf die Kämpfenden und bemerkten, wie aus den Bäuchen der Gefäße Austern und Kammmuscheln herausfielen, die ein Sklave, nachdem er sie aufgesammelt hatte, in einer Schale herumreichte. Der begabte Koch zog diesen geschmackvollen Darbietungen gleich; denn auf einem kleinen silbernen Rost brachte er Schnecken herbei und sang mit vibrierender Stimme in hässlichstem Ton.

Es beschämt zu erzählen, was dann noch folgte: denn nach unerhörter Sitte brachten langhaarige Sklaven eine Salbe in einer silbernen Schüssel und salbten die Füßé der liegenden Gäste, nachdem sie vorher deren Unterschenkel und Knöchel mit Kränzchen gefesselt hatten. Dann wurde aus derselben Salbe beträchtlich viel in den Weinkrug und die Öllampe geschüttet.

Schon hatte Fortunate begonnen, ihrem Wunsch nach Tanzen nachzukommen, schon klatschte Scintilla öfter als sie redete, als Trimalchio sprach: "Ich erlaube euch, Philagyrus und <Cario>, auch wenn du ein berühmter Anhänger der grünen Zirkuspartei bist, euch zu Tisch zu legen; sag es auch deiner Frau Menophila." Was muss man da noch viel dazu sagen? Beinahe wären wir von den Polsterlagen heruntergeschmissen worden, so sehr hatte die Hausgemeinschaft das gesamte Speisezimmer belegt. Sicher bemerkte ich den Koch, der sich über mir hingelegt hatte, der aus einem Schwein eine Gans gemacht hatte, und nach Salzlake und Gewürzen stank. Und er war nicht damit zufrieden, sich hinzulegen, sondern begann sofort den Tragödienspieler Ephesus nachzuahmen und dann seinen Herren mit einer Wette zu reizen "wenn ein Grüner bei den nächsten Zirkusspielen die erste Siegespalme bekommt.

Durch diesen Wettstreit erheitert, sprach Trimalchio: "Freunde, auch Sklaven sind Menschen und haben in ähnlicher Weise die eine Milch getrunken, auch wenn jene wohl ein böses Schicksal unterdrückt hat. Dennoch werden sie, solange ich lebe, schnell freies Wasser kosten. Kurz: In meinem Testament lasse ich all jene frei. Auch dem Philagyrus suche ich ein Grundstück aus und seiner Gefährtin, auch dem Cario hinterlasse ich ein Mietshaus, ein 20stel und ein gepolstertes Bett. Denn meine Fortunata mache ich zur Haupterbin und empfehle sie all meinen Freunden. Und das alles gebe ich deshalb bekannt, damit meine Hausgemeinschaft mich jetzt schon so liebt, als ob ich tot wäre." Alle begannen, für die Güte ihres Herren zu danken, als er plötzlich die Possen vergaß und tatsächlich befahl, dass man eine Abschrift seines Testaments herbringen solle und trug es komplett von Anfang bis zum Ende unter lautem Geheule der Hausgemeinschaft vor. Dann blickte er zu Habinnas zurück und sprach: "Was sagst du, mein liebster Freund? Erbaust du mir mein Grabmal, wie ich es dir befohlen habe? Ich bitte dich sehr, dass du neben die Füße meiner Statue mein Hündchen malst und Kränze, Salben und alle Kämpfe des Petraites, sodass es mir gelingt, durch deine Wohltat nach dem Tode weiterzuleben. Außerdem bitt ich drum, dass das Grabmal 100 Fuß in der Front und 200 Fuß an der Längsseite lang sein soll. Um meine aschigen Überreste soll jede Art von Obst - so will ich's - sein und reichlich Weinreben. Denn es ist vollkommen falsch, wenn man noch lebt, seine Häuser zu pflegen, sich aber nicht um die kümmert, wo wir länger drin wohnen müssen. Und deshalb will ich, dass vor allem das aufgeschrieben wird: "Dieses Grabmal soll keinenm Erben folgen." Im Übrigen wirde es mir ein Anliegen sein, dass ich mich durch das Testament davor hüte, als Toter Unrecht zu erleiden. Denn ich werde einen meiner Freigelassenen vor mein Grab als Wache abstellen, damit das Volk nicht zum Scheißen hinrennt. Ich bitte dich, dass du auch Schiffe [an mein Grabmal] hinmachst, die mit vollen Segeln dahinziehen und mich, wie ich mit der toga praetexta auf dem Richterstuhl sitze, mit fünf Goldringen und aus einem Geldsäckchen Münzen unter das Volk werfe. Denn du weißt ja, dass ich ein Festmahl gegeben habe zu je 2 Denaren. Auch das Speisezimmer soll, wenn du magst, dargestellt werden. Du sollst auch das gesamte Volk malen, das es sich nett macht. Zu meiner Rechten sollst du die Statue meiner Fortunata stellen, die eine Taube in der Hand hält: Und sie soll ein Hündchen mit sich führen, das an einer Leine angebunden ist: auch meinen Liebling und große vergipste Amphoren, damit sie den Wein nicht verlieren. Und du darfst eine zerbrochene Statue bilden und auf ihr einen Jungen, der weint. Eine Uhr in der Mitte, damit jeder, der die Uhrzeit wissen will, auch meinen Namen liest, ob er will oder nicht. Sieh auch sorfältig, ob dir das als Inschrift passend genug erscheint:

"Hier ruht C. Pompeius Trimalchio Maecenatianus. Ihm wurde in seiner Abwesenheit ein Amt im Sechs-Mann-Kollegium beschlossen. Obwohl er in allen Dekurien Roms hätte sein können wollte er dennoch nicht. Fromm, tapfer, treu, begann er mit wenig; 30 Millionen Sesterzen hinterließ er und hat nie einen Philosophen gehört. Leb wohl - du auch!"