VERGILS AENEIS

Aeneas auf Erkundungstour (1, 297 - 410)

Dies sagte er und schickt den Sohn der Maia von oben, damit die Länder und Burgen des neuen Karthago den Teucrern vor Gastfreundschaft offen stehen, damit Dido, die nichts vom Schicksal wusste, sie nicht vom Gebiet abhalte. Jener fliegt durch die Lüfte mit dem Ruder seiner Flügel und steht schnell auf den Küsten Libyens. Und schon führt er das Aufgetragene aus, und die Poenier besänftigen ihre wilden Herzen, wie es der Gott wollte; besonders die Königin nimmt eine friedliche Gesinnung gegen die Teucrer und eine gütige Gedanken. Doch der fromme Aeneas, der durch die Nacht soviele Gedanken im Geiste wälzt, beschloss, sobald zuerst das segenspendende Licht gegeben wurde, herauszugehen und die neuen Plätze zu erkundschaften, an welche Küsten er durch den Wind herangekommen ist, zu fragen, wer hier wohnt (denn er sah unbebautes Land), ob es Menschen oder wilde Tiere sind und die eingeholte Information den Kameraden zu erzählen. Er verbirgt die Flotte in der Wölbung der Haine unter der gewölbten Klippe, eingesperrt von Bäumen ringsum und düsteren Schatten; er selbst läuft, lediglich in Begleitung von Achates, und schwingen in der Hand je zwei Lanzen mit weiter Schneide. Ihm begegnete mitten im Wald die Mutter, wobei sie das Gesicht und das Aussehen einer Jungfrau und die Waffen einer jungfräulichen Spartanerin hatte, wie entweder die Thrakerin Harpalye die Pferde erschöpft und den schnellen Hebrum bei der Flucht voranläuft.
Denn die Jägerin hatte nach der Sitte einen leichten Bogen um ihre Schulter(n) gehängt und ließ das Kopfhaar im Winde flattern, ihr Knie war nackt und mit einem Gürtel wurde das fließende Gewand zusammengerafft. Und zuerst sprach sie: "He da, Junge Leute, zeigt, wenn ihr zufällig irgendeine meiner Schwestern hier habt herumirren sehen, wie sie mit einem Köcher und dem buntgefleckten Fell des Luchses umgürtet war oder dem Lauf des schäumenden Ebers mit Geschrei hart zusetzte." So sprach Venus und das sagte ihr Sohn darauf: "Von deinen Schwestern habe ich weder etwas gehört noch gesehen, oh wie soll ich dich nennen, Jungfrau? Denn du hast kein sterbliches Antlitz, und die Stimme tönt nicht wie die eines Menschen; oh, gewiss eine Göttin (oder eine Schwester des Phoebus? Oder eine von nymphischen Blute?), sei glücklich und erleichtere unsere Arbeit, wer auch immer du bist, und lehre uns, unter welchen Himmel wir endlich, an welche Küsten des Erdkreises wir geworfen werden: wir wissen nichts von den Menschen und Orten hier und irren vom Wind und den weiten Fluren getrieben hierher. So manches Opfertier wird dir zu Ehren vor den Altären durch unsere Hand fallen."
messy am 21. 2. 2001

Da sprach Venus: "Ich freilich halte mich solcher Ehre nicht würdig; die tyrischen Jungfrauen haben die Sitte, den Köcher zu tragen und die Waden mit dem purpurnen Jagdstiefel hochzuschnüren. Du siehst die punischen Königreiche, Tyrien und die Stadt des Agenor; aber (auch) das Gebiet der Libyer, ein Volk das im Krieg unbeugsam ist. Dido leitet das Reich, nachdem sie aus der Stadt Tyrus aufbrach, auf der Flucht vor ihrem Bruder. Lange ist das Unrecht, lange die Umschweife; ich werde aber die Hauptpunkte der Situation vortragen. Die hatte den Ehegatten Synchaeus, der reichste an Gold unter den Phoeniziern, und leidenschaftlich von der Armen geliebt. Ihm hatte sie unberührt der Vater gegeben und in erster Ehe vermählt. Das Königreich Tyrus hielt jedoch ihr Bruder Pygmalion, im Verbrechen grausamer vor allen anderen. Mitten zwischen diese kam ein Streit. Der Frevelhafte tötet Sychaeus vor dem Altar und blind vor Liebe zum Gold heimlich mit einem Schwert, ohne sich um die Liebe der Schwester zu kümmern; und lange Zeit verheimlichte der die Tat und verspottete die kranke Liebende mit leerer Hoffnung, indem der Schlechte viel vorheuchelte. Aber im Schlaf kommt das Bild des unbeerdigten Ehemannes selbst und erhebt das bleiche Gesicht auf wundersame Weise; er entblößte die grausamen Altäre (bzw. die Altäre, bei denen der grausame Mord geschah...) und die Brust, die vom Schwert durchbohrt war und deckt das ganze düstere Verbrechen auf, das in diesem Haus geschehen ist. Dann rät er zu fliehen und die Heimat zu verlassen.und zeigt als Hilfe für unterwegs alte Schätze in der Erde, eine unbekannte Menge an Silber und Gold. Dadurch veranlasst bereitet Dido die Flucht vor und Genossen um sich. Es kommen Leute zusammen, die entweder grausamen Hass auf den Tyrannen oder heftige Furcht haben; ein Schiff, das zufällig bereit liegt, reißen sie an sich und beladen es mit Gold. Der Reichtum des habgierigen Pygmalion wird über das Meer gebracht. Anführer der Tat war eine Frau. Sie kamen an Orte, wo du nun die ungeheuren Mauern und die Burg des neuen Karthago sich erheben siehst, und kauften Grund, nach dem Handel Brysa benannt, soviel wie sie mit der Haut eines Stiers umspannen konnten. Aber wer seid ihr endlich? Oder von welchen Küsten seid ihr gekommen? Oder wohin führt euer Weg?" Jener atmete tief ein, seine Stimme drang aus tiefster Brust und sprach zu ihr, die solches fragte: "Oh Göttin, wenn ich ganz von vorne (= vom allerersten Anfang) beginnen soll und Zeit steht, von unseren Leiden zu hören, wird davor der Abendstern den Tag beenden, nachdem der Olymp geschlossen wurde. Wir sind aus dem alten Troja, wenn der Name Troja zufällig zu euren Ohren gekommen ist, ein Unwetter brachte uns, als wir in kreuz und quer durch die Meere fuhren nach seinem Willen an die Küsten Libyens. Ich bin der fromme Aeneas, der die Penaten, die dem Feind geraubt wurden, mit mir im Schiff führe, mein Ruhm ist über den Himmel hinaus bekannt. Ich suche die Heimat Italien, und stamme aus dem Geschlecht des höchsten Jupiter. Ich habe das phrygische Meer mit 20 Schiffen bestiegen, ich folgte dem gegebenen Schicksal, indem die göttliche Mutter den Weg wies; kaum sieben Schiffe sind von den Wogen und dem S-O-Wind zerschellt übrig. Ich selbst unwissend und bedürftig, durchschreite die Wüsten Libyens, von Europa und Asien vertrieben." Venus ließ ihn nicht noch mehr klagen und redete mitten in seine kummervolle Rede dazwischen: "Wer auch immer du bist, nicht als einer, der den Himmlischen verhasst bist, glaube ich, atmest du die Luft zum Leben, da (, "qui" mit Konjunktiv Nebensinn) du zur tyrischen Stadt gekommen bist; fahre nur fort und begib dich von hier zum Palast der Königin. Denn ich verkünde dir, dass die Gefährten zurückgekehrt sind und die Flotte zurückgeführt und, nachdem sich der Nordwind gedreht hatte, an sicheres Ufer getrieben wurde, wenn meine Eltern mich nicht völlig umsonst die Kunst des Weissagens gelehrt haben. Betrachte die 14 fröhlichen Schwäne im Strom, die der Adler Jupiters, der aus der Zone des Himmels hinabgeglitten war und am weiten Himmel in Unruhe brachte; jetzt erreichen sie in langer Reihe die Erde oder scheinen auf die Erdteile, die schon erreicht wurden, herabzublicken: wie jene, wenn sie zurückkehren, mit ihren rauschenden Flügeln spielen und im Schwarm das Meer umkreisen und Schreie ausstoßen, nicht anders sind deine Schiffe und deine junge Mannschaft im Hafen oder laufen mit gesetztem Segel in die Mündung dorthin ein. Fahre nur fort und richte deinen Lauf dorthin, wohin dich der Weg führt." Das sprach sie und als sie sich abwandte glänzte ihr Nacken rosig, und das ambrosische Haar verströmte vom Scheitel ab einen göttlichen Duft.; das Gewand floss bis zu den Fußsohlen herab und im Gang wurde ihr wahres göttliches Wesen offensichtlich. Sobald jener die Mutter erkannt hatte, folgte er der Flüchtenden mit solchen Worten: "Was verhöhnst du deinen Sohn, auch du Grausame, sooft mit Trugbildern? Warum dürfen wir uns die Hände nicht reichen und wahre Worte hören und sprechen?" Damit beschuldigt er sie und lenkt seinen Schritt zur Stadt.